Eine Langzeitbeatmung vermeiden – Das ist das Ziel von PRiVENT. Mit Hilfe von PRiVENT wollen wir die Anzahl der Menschen deutlich verringern, die dauerhaft beatmet werden oder die kurz nach der Entlassung erneut ins Krankenhaus müssen.
Warum PRiVENT?
Die moderne Medizin schafft „Wunder“, die noch vor 100 Jahren unmöglich schienen. Durch die Entwicklung der künstlichen Beatmung atmet sie sogar für Menschen, die aus eigener Kraft nicht atmen können. Die meisten Menschen kommen im Verlauf ihres Lebens in die Situation, beatmet werden zu müssen – bei jeder OP in Vollnarkose. Der überwiegende Teil der Patientinnen und Patienten merkt davon jedoch nur ein leichtes Kratzen im Hals, da sie bereits von der Beatmung getrennt sind, wenn sie aus der Narkose erwachen.
Ist eine Beatmung jedoch länger nötig, gewöhnt sich der Körper daran. Die Atemmuskulatur bildet sich zurück, sodass Menschen, die über einen langen Zeitraum beatmet werden, das Atmen regelrecht neu lernen und trainieren müssen – sie müssen von der Beatmung entwöhnt werden. Dieser Prozess wird Weaning genannt und gelingt nicht bei allen Patienten gleich gut. Bestimmte Vorerkrankungen und Vorbedingungen erschweren das Weaning.
Durch den demografischen Wandel und eine besser werdende Medizin, die immer mehr schwere Erkrankungen überlebbar macht, ist in den letzten Jahren die Anzahl von Patientinnen und Patienten stetig gestiegen, die über einen längeren Zeitraum beatmet werden. Dadurch ist auch die Zahl derer gestiegen, die nur schwer wieder von der Beatmung entwöhnt werden können. Das Resultat ist, dass viele Menschen langzeitbeatmet in eine Beatmungs-WG, eine Pflegeeinrichtung oder in die häusliche Beatmung aus dem Krankenhaus entlassen werden. Dies belastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern vor allem die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Wieder selbst atmen bedeutet, ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dies wollen wir mit PRiVENT erreichen.
Was ist PRiVENT?
PRiVENT steht für Prävention invasiver Ventilation, also für die Vermeidung einer künstlichen Langzeitbeatmung. Es handelt sich um eine Studie, die vom Universitätsklinikum Heidelberg geleitet und vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert wird.
Das Ziel von PRiVENT ist, Behandlungsmethoden und Vorgehensweisen neu zu bewerten und zu optimieren, um eine Langzeitbeatmung weitestgehend zu verhindern. Wir möchten eine Früherkennung von Risikopatientinnen und -patienten entwickeln und eine frühzeitige und gezielte Behandlung in möglichst vielen Krankenhäusern in ganz Baden-Württemberg aufbauen.
Risikofaktoren für eine Langzeitbeatmung besser zu erkennen, ist demnach ein zentraler Punkt. Dafür soll ein Weaning-Prognosemodell auf Basis klinischer Daten entwickelt werden. Mit seiner Hilfe sollen Risikopatientinnen und -patienten schon zu Beginn der Behandlung identifiziert werden können. Teams aus unterschiedlichen Fachrichtungen werden dann gezielt daran arbeiten, auch Hochrisikopatienten von der Beatmung zu befreien.
Im Erfolgsfall trägt PRiVENT dazu bei, vielen Menschen eine invasive Langzeitbeatmung zu ersparen. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt und wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit über sieben Millionen Euro gefördert.
Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Informationsmaterial?
In unserem Downloadbereich können Sie sich gerne die Flyer für Patienten oder Fachkreise herunterladen. Auf der Startseite finden Sie darüber hinaus ein Erklärvideo, das PRiVENT kurz und knapp erklärt. Mehr Informationen zum Projekt PRiVENT und rund um die Themen Beatmung und Beatmungsentwöhnung finden Sie auch in unserem Blog und im PRiVENT-Podcast.