Jetzt ist es soweit: Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Prognosemodell zur Risikoabschätzung ist erstellt und PRiVENT startet planmäßig am 01. Juli 2021 in die Interventions-Phase der Studie.
Was ist eine „Intervention“ und was bedeutet sie für Patient:innen, die an PRiVENT teilnehmen?
In der Medizin versteht man unter einer Intervention einen Eingriff in die Standardbehandlung. Im Fall von PRiVENT besteht die Intervention aus einer intensivierten, hochqualifizierten und interprofessionellen Entwöhnungstherapie.
Ab dem 1. Juli beginnen die teilnehmenden Kooperationskliniken in Baden-Württemberg, Patient:innen anhand des entwickelten Prognosemodells auf ihr individuelles Risiko für eine Langzeitbeatmung zu untersuchen (Screening). Patient:innen, bei denen ein hohes Risiko für eine Langzeitbeatmung festgestellt wird, werden in die Intervention eingeschlossen. Das bedeutet, dass in Abstimmung mit dem betreuenden Weaning-Zentrum für diese Patient:innen ein Weaning-Plan erarbeitet wird. Die dort festgelegten Maßnahmen werden dann in der behandelnden Kooperationsklinik durchgeführt. Und der Behandlungsplan enthält sogenannte Milestones, Zwischenziele, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den Maßnahmen erreicht werden sollen.
Weaning-Boards und Weaning-Konsile unterstützen die teilnehmenden Kliniken
Jeder der teilnehmenden Intensivstationen steht ein Weaning-Zentrum zur Seite, das die Teams der Klinik berät und unterstützt. Zwei wesentliche Instrumente dabei sind Weaning-Boards und Weaning-Konsile.
Bei den Weaning-Boards handelt es sich um regelmäßig stattfindende Fallkonferenzen, in denen in einem interprofessionellen Team der Fortschritt der Patient:innen besprochen wird: Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand und das Weaning-Potenzial der Patient:innen? Läuft alles nach Plan oder gibt es Schwierigkeiten? Konnten einzelne Milestones eventuell nicht erreicht werden? In diesen Fällen werden im Team Anpassungen am Weaning-Plan besprochen und festgelegt.
Zusätzlich werden bei Bedarf Weaning-Konsile durchgeführt: Expert:innen aus dem Weaning-Zentrum besuchen die Intensivstationen und machen sich gemeinsam mit den Teams vor Ort ein Bild vom Zustand der Patient:innen. Je nach Fall werden im Rahmen des Konsils z B. Untersuchungen vorgenommen, Behandlungsmaßnahmen durchgeführt oder auch ein Spontanatemversuch unternommen. Anhand der Ergebnisse kann dann bei Bedarf der Behandlungsplan der Patient:innen angepasst werden.
Interprofessionelle Versorgung und klare Strukturen als Schlüssel für ein erfolgreiches Weaning
Die Interventions-Phase von PRiVENT läuft bis zum 30.06.2023 – also zwei Jahre. Wir rechnen damit, dass in diesem Zeitraum etwa 8.000 Patient:innen in den 40 Kooperationskliniken auf Ihr Risiko für Langzeitbeatmung gescreent werden. Statistisch erwarten wir, dass etwa 1.500 dieser Patient:innen zur Hochrisikogruppe gehören und das intensivierte Weaning durchlaufen. Als Kontrollgruppe dienen Daten der AOK Baden-Württemberg, die die Routineversorgung abbilden.
Wir sind sicher, dass wir durch das intensivierte Weaning deutlich mehr Patient:innen von der Beatmung entwöhnen können und sind schon jetzt gespannt auf die ersten Ergebnisse und Erfahrungen mit der Intervention!
Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Informationsmaterial?
In unserem Downloadbereich können Sie sich gerne die Flyer für Patienten oder Fachkreise herunterladen. Auf der Startseite finden Sie darüber hinaus ein Erklärvideo, das PRiVENT kurz und knapp erklärt. Mehr Informationen zum Projekt PRiVENT und rund um die Themen Beatmung und Beatmungsentwöhnung finden Sie auch in unserem Blog und im PRiVENT-Podcast.