Der Spruch „Sitzen ist das neue Rauchen“ geistert schon seit etlichen Jahren durch Netz und Presse. Gemeint war bislang ganz allgemein, dass zu langes Sitzen – und damit letztlich der gesamte moderne Lebensstil – so ungesund ist, wie das Rauchen. Jetzt zeigt eine Studie aus China, dass längeres Sitzen in der Tat das Risiko für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) erhöht, für die Rauchen nach wie vor als Risikofaktor Nummer 1 gilt.
Laut der Global Burden of Disease Study (GBD) von 2017 ist COPD weltweit die vierthäufigste Todesursache und gilt als eine der größten Herausforderung für die öffentliche Gesundheit.
Der Mensch ist nicht zum Sitzen gemacht – und auch nicht zum Rauchen
Die überwiegend sitzende Tätigkeit des modernen Menschen wird schon länger mit der Entstehung diverser Krankheiten in Verbindung gebracht. Neben Rückenproblemen stehen auch eine Reihe von chronischen Erkrankungen in dem Verdacht, durch zu viel Sitzen mindestens begünstigt zu werden. Die Gründe liegen zum einen im Bewegungsmangel: Stoffwechsel und Herz- Kreislaufsystem laufen auf Sparflamme, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes steigt. Auch der Bewegungs- und Halteapparat sowie die wichtige Pumpfunktion der Beinvenen leidet dadurch. Zum anderen neigen wir beim Sitzen dazu, in uns zusammenzusacken, wodurch die inneren Organe „komprimiert“ werden und die Ver- und Entsorgung gestört werden.
Chinesische Wissenschaftler:innen haben sich nun den Zusammenhang zwischen sitzender Tätigkeit und dem COPD-Risiko angesehen.
COPD durch zu langes Sitzen?
Die Daten der chinesischen Studie stammen aus einer großen epidemiologischen Erhebung zum Gesundheitszustand und den zugehörigen Einflussfaktoren. An der Befragung nahmen im Jahr 2018 über 14.000 Menschen aus der chinesischen Provinz Sichuan teil. Unter anderem wurden die Personen gefragt, wie viel Zeit sie pro Tag im Sitzen verbringen. Durch aufwendige Analysen und statistische Berechnungen, wurden alle weiteren Faktoren herausgerechnet, die Einfluss auf das Risiko, an COPD zu erkranken, haben können.
Tatsächlich zeigt die Studie, dass langes Sitzen ein unabhängiger Risikofaktor für COPD sein könnte: Menschen, die mehr als 7 Stunden pro Tag im Sitzen verbrachten, hatten ein 2,02-fach höheres COPD-Risiko als Personen, die weniger als 3 Stunden pro Tag saßen.
Atmen im Sitzen
Ältere Studien konnten bereits zeigen, dass die Lungenfunktion im Sitzen weniger effizient ist und die Atemmuster sich zum Teil verändern. So ist zum Beispiel die Rate spontaner Seufzer beim Lesen oder Fernsehen im Sitzen deutlich niedriger. Dem Seufzen wird eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Atemwegstonus (dem Spannungszustand in den Atemwegen) zugeschrieben. Geseufzt wird nicht nur in emotionalen Ausnahmesituationen – im Normalfall seufzt der Mensch etwa alle 5 Minuten. Medizinisch handelt es sich bei einem Seufzer letztlich um nichts anderes als um einen unbewusst tiefen Atemzug, der laut einer Studie von 2017 vermutlich regelmäßig ausgelöst wird, um alle Lungenbläschen offen zu halten.
Ob überhaupt und wenn ja, wie stark dieser spezielle Effekt des selteneren Seufzens das Risiko für COPD durch zu langes Sitzen beeinflusst, ist allerdings nicht klar.
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