Als Leser:in unseres Blogs wissen Sie, dass wir bei PRiVENT daran arbeiten, Strategien und Behandlungsmethoden zu entwickeln, um eine Langzeitbeatmung möglichst zu vermeiden. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Erkennung individueller Risikofaktoren, die eine Langzeitbeatmung begünstigen können – insbesondere Vorerkrankungen der Lunge. Diese müssen beim Weaning-Prozess gezielt berücksichtigt werden.
In diesem Artikel erklären wir die Untersuchungsmethoden, mit denen Lungenerkrankungen erkannt und ihr Verlauf überwacht werden können.
So verläuft die Untersuchung Ihrer Lunge – und welche Messwerte dabei erhoben werden
Immer wieder Luftnot beim Treppensteigen? Ein Husten, der einfach nicht weggeht? Oder das Gefühl, „nicht richtig durchatmen zu können“? Viele Menschen kennen solche Beschwerden – und fragen sich: Was steckt dahinter und wie lässt sich das herausfinden?
Es gibt eine Reihe von diagnostischen Verfahren, mit denen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die Lungenfunktion messen und erste Hinweise auf mögliche Erkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD oder andere Atemwegserkrankungen erhalten kann. In diesem Artikel haben wir eine Auswahl dieser Tests für Sie aufgelistet. Sie erfahren kurz und verständlich, wie die Untersuchungen ablaufen, welche Messwerte erhoben werden und was diese aussagen können. Wir stellen Ihnen den Ablauf, verschiedene Messwerte und ihre möglichen Aussagen vor.
Warum ist es wichtig, die Lungenfunktion zu messen?
Die Lunge arbeitet oft unbemerkt – meist wird uns ihre Arbeit erst bewusst, wenn etwas nicht stimmt: Wenn das Atmen schwerfällt, ist das oft ein Zeichen dafür, dass mit der Sauerstoffaufnahme oder dem Luftstrom etwas nicht stimmt. Lungenfunktionstests helfen dabei, die Ursache von Atembeschwerden zu finden, den Schweregrad einer Funktionsstörung einzuschätzen und frühzeitig Erkrankungen wie Asthma oder COPD zu erkennen. Außerdem ermöglichen sie, den Krankheitsverlauf und den Erfolg von Therapien zu überwachen.
Die meisten dieser Tests sind einfach, dauern nur wenige Minuten und sind schmerzfrei. Sie brauchen sich also keine Sorgen machen, dass die Untersuchungen unangenehm sein könnten.
Spirometrie – Goldstandard und Einstieg in die Lungenfunktionsdiagnostik
Die Spirometrie ist der am häufigsten durchgeführte Lungenfunktionstest. Sie misst, wie viel Luft Sie ein- und ausatmen können und wie schnell das geschieht. Sie wird oft schon in der Hausarztpraxis durchgeführt und gehört bei Lungenfachärzt:innen zu den ersten Untersuchungen, die Sie erwartet.
Ablauf:
Über ein Mundstück atmen Sie in ein Messgerät. Die Nase wird hierbei mit einer Klammer verschlossen. Zunächst atmen Sie ruhig und gleichmäßig in das Messgerät. Auf Anweisung des medizinischen Personals atmen Sie dann vollständig aus, anschließend so tief und schnell wie möglich ein – gefolgt von einer kräftigen und raschen Ausatmung (forcierte Ausatmung). Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und erfordert keine Vorbereitung, außer dem Verzicht auf das Rauchen vor dem Test.
Gemessen werden:
- FEV₁ (die sogenannte „Einsekundenkapazität“): Wie viel Luft Sie in der ersten Sekunde der Ausatmung Sekunde ausatmen können. Ein wichtiger Wert bei Asthma oder COPD.
- FVC (forcierte Vitalkapazität): Maximale Luftmenge, die nach tiefster Einatmung ausgeatmet werden kann.
Was sagen die Werte?
Ein erniedrigter FEV₁-Wert deutet häufig auf eine Verengung der Atemwege hin, während ein erniedrigter FVC-Wert auf eine eingeschränkte Dehnbarkeit der Lunge hinweist.
Das Verhältnis der beiden Werte zueinander (FEV₁/FVC) hilft bei der Unterscheidung zwischen Asthma und COPD.
Bodyplethysmographie – Wenn es genauer sein soll
Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn die Spirometrie allein keine eindeutigen Ergebnisse liefert oder wenn zusätzliche Werte benötigt werden. Die Untersuchung dauert maximal 15-20 Minuten.
Ablauf:
Sie sitzen während der Messung in einer gläsernen Kabine (ähnlich wie eine kleine Telefonzelle) und atmen dort in ein Mundstück.
Gemessen wird:
- Das Lungenvolumen sowie das Residualvolumen (die Luftmenge, die nach maximaler Ausatmung in der Lunge verbleibt)
- und der Atemwegswiderstand (wie eng oder weit die Atemwege sind).
Was sagen die Werte?
Ein erhöhtes Residualvolumen kann beispielsweise auf eine Überblähung der Lunge hinweisen, wie sie bei fortgeschrittener COPD häufig vorkommt.
Diffusionsmessung (DLCO) – Ein Blick auf den Gasaustausch
Die Hauptaufgabe der Lunge ist es, Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut zu bringen und Kohlendioxid wieder abzuatmen. Die Diffusionsmessung zeigt, wie gut dieser Austausch funktioniert.
Ablauf:
Sie atmen ein spezielles Gasgemisch ein und halten kurz die Luft an. Anschließend misst ein Gerät, wie viel des Gases in Ihrem Blut angekommen ist.
Wofür ist diese Untersuchung sinnvoll?
Diese Untersuchung kann z. B. bei Lungenfibrose oder nach einer COVID-Infektion hilfreich sein, wenn der Verdacht auf einen gestörten Gasaustausch besteht. Manchmal wird die Untersuchung auch zur Vorbereitung auf eine OP durchgeführt.
Blutgasanalyse – Was sagt das Blut?
Nicht nur die Lunge, auch das Blut gibt Aufschluss darüber, wie gut der Körper mit Sauerstoff versorgt ist.
Ablauf:
Ein Tropfen Blut – meist aus dem Ohrläppchen oder einer Arterie – wird auf Sauerstoffgehalt, Kohlendioxidgehalt und pH-Werte untersucht.
Was sagen die Werte?
- pO₂: Sauerstoffgehalt – kann bei Erniedrigung auf eine Ateminsuffizienz hinweisen.
- pCO₂: Kohlendioxidgehalt – kann bei Erhöhung auf eine Schwäche der Atempumpe hinweisen.
- pH: Liefert Informationen über mögliche Störungen des Säure-Basen-Haushalts.
Wann ist die Untersuchung sinnvoll?
Bei akuter Atemnot oder zur Kontrolle bei chronischen Lungenerkrankungen.
Peak-Flow-Messung – Auch zu Hause möglich
Die Peak-Flow-Messung zeigt, wie schnell Sie Luft ausatmen können. Sie wird vor allem bei Asthma eingesetzt. Peak-Flow-Meter sind günstig, einfach zu bedienen und daher gut für zuhause geeignet, um Betroffenen eine regelmäßige Eigenkontrolle zu ermöglichen.
Ablauf:
Sie pusten kräftig in ein kleines Handgerät, das einen Zahlenwert anzeigt – den sogenannten Peak Expiratory Flow (PEF).
Was sagen die Werte?
Sinkt der PEF-Wert, kann das ein Anzeichen für einen beginnenden Asthmaanfall oder eine Verschlechterung der Lungenfunktion sein.
Bronchospasmolysetest
Mit diesem Test wird untersucht, ob sich verengte Atemwege durch Medikamente erweitern lassen.
Ablauf:
Zunächst wird eine normale Spirometrie durchgeführt. Dann inhalieren Sie ein schnell wirksames bronchienerweiterndes Medikament. Nach 10–20 Minuten folgt eine zweite Spirometrie. Der Arzt oder die Ärztin vergleicht die Werte vor und nach der Medikation.
Was wird dabei ausgewertet?
Besonders wichtig ist die Veränderung des FEV₁-Werts.
- Eine deutliche Verbesserung gilt als positiver Bronchospasmolysetest. Das bedeutet, dass die Atemwege reversibel (umkehrbar) verengt sind, also auf die Medikamente ansprechen. Dies ist typisch für Asthma.
- Ändern sich die Werte hingegen kaum oder gar nicht (negativer Bronchospasmolysetest), spricht dies eher für eine COPD oder eine andere Erkrankung mit sogenannter „fixierter“ Atemwegsverengung.
Auf welche Symptome Sie zu Hause achten sollten
Auch ohne spezielle Geräte lassen sich erste Anzeichen erkennen, die auf eine Einschränkung der Lunge hinweisen können. Zu den eher schleichenden, unauffälligen Symptomen gehören:
- zunehmende Atemnot bei gewohnten Tätigkeiten,
- anhaltender Husten über 8 Wochen,
- häufige Atemwegsinfekte,
- pfeifende Atemgeräusche,
- nächtliches Erwachen durch Atemnot,
- häufiges Räuspern, Schleimbildung,
- unerklärliche Müdigkeit.
Falls Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt bitten, eine Lungenfunktionsuntersuchung durchzuführen.
Zu den akuten Warnsignalen, die umgehend medizinisch abgeklärt werden müssen, gehören:
- Plötzliche Atemnot
- Starker Husten mit blutigem Auswurf
- Brustschmerzen beim Atmen
- Bläuliche Verfärbung der Lippen oder Fingernägel
Fazit: Wissen, was gemessen wird – und warum
Lungenfunktionstests helfen Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, frühzeitig zu erkennen, ob eine Erkrankung wie Asthma, COPD oder eine andere Störung vorliegt.
Mit den Untersuchungen schaffen Sie gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam eine verlässliche Grundlage für die frühzeitige Diagnose, individuelle Behandlung und den Erhalt Ihrer Lebensqualität.
Wenn Sie Fragen zum Thema Weaning oder zur Lungenfunktion haben, finden Sie weitere hilfreiche Informationen in unseren Artikeln.
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