Januar 18, 2023

Beatmung bei Kindern und die Rolle der Pflege

Im Fokus von PRiVENT steht die Beatmungsentwöhnung von Erwachsenen. In unserer aktuellen Podcast-Folge wollen wir einmal einen Blick darauf werfen, aus welchen Gründen Kinder beatmet werden müssen, welche Besonderheiten und Unterschiede es dabei im Vergleich zur Beatmung von Erwachsenen gibt und welche Rolle die Pflege in der Versorgung der Patient:innen generell spielt.

Hierüber hat Frau Litke in unserem PRiVENT-Podcast mit Annett Heinze gesprochen. Frau Heinze ist stellvertretende Geschäftsführerin des ambulanten Kinderpflegedienstes „Regenbogen“ in Lennestadt. Unter anderem versorgen sie und ihre Kolleg:innen Kinder und Jugendliche, die auf eine Beatmung angewiesen sind.

 

Die Pflege beatmeter Kinder im Vergleich zu Erwachsenen

Es gibt zum Glück nicht viele Kinder in Deutschland, die beatmungspflichtig sind. Häufig sind es erblich bedingte Erkrankungen, durch die Kinder die Fähigkeit zum selbstständigen Atmen verlieren. Aber natürlich gibt es auch Kinder, die nach einem Unfall lange auf eine künstliche Beatmung angewiesen sind.

Aus Erfahrung weiß Frau Heinze, dass Kinder sensibler auf Veränderungen reagieren als Erwachsene – sie werden schneller instabil, was in der Pflege und auch im Weaning eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Aber Kinder haben oft auch einen stärkeren Kampfgeist, erzählt Frau Heinze, bessere Selbstheilungskräfte und einen ganz anderen mentalen Status. Nicht selten kommt der Wunsch nach einem Weaning von den Kindern selbst. Wenn sie die Beatmung nicht mehr wollen, dann geht der Weaningprozess zum Staunen aller oft viel schneller, als die Fachleute es erwartet hätten. Dazu kommt, dass Kinder selbst kleinste Fortschritte wahrnehmen und daraus Motivation ziehen können. Erwachsene hingegen hadern viel stärker damit, wie weit sie von der früheren Leistungsfähigkeit entfernt sind, weshalb sie kleinen Genesungsschritten nur selten Beachtung schenken können.

Die Bedeutung der Pflege in der Versorgung beatmeter Kinder

Pflegekräfte haben eine immense Bedeutung bei der Versorgung beatmeter Patient:innen. Nicht nur rein fachlich, sondern auch emotional. Dies zeigt sich bei der Pflege von Kindern natürlich auch in der Beziehung zu den Eltern: Pflegekräfte sind Ansprechpartner:innen, Bezugspersonen und insbesondere bei einer langjährigen Zusammenarbeit auch eine große Entlastung. In der Anfangsphase lernen die Eltern jeden notwendigen Schritt, um ihre Kinder auch alleine versorgen zu können – denn nur so gelingt später der Balanceakt zwischen der notwendigen Entlastung durch die Pflegekräfte und der ebenso notwendigen Privatsphäre, die die Familien brauchen. Doch das Lernen hört nie auf, denn mit dem Älterwerden der Kinder ändern sich auch die Anforderungen an die Eltern – neue Bedürfnisse, neue Freizeitaktivitäten und neue Herausforderungen werden in ihrer Umsetzung immer zunächst durch die Pflegekräfte begleitet.

Die Eltern werden recht schnell zu Spezialist:innen in der Versorgung ihrer Kinder – eine ambulante Pflege zur Unterstützung muss daher immer auf das Familiensystem und die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden, erzählt Frau Heinze.

Wie ist die Pflege in das Weaning eingebunden?

Insbesondere bei langzeitbeatmeten und häuslich gepflegten Kindern ist die Pflege sehr eng in den Weaningprozess eingebunden. Kinder, bei denen die Möglichkeit einer Entwöhnung besteht, da die Beatmungspflicht nicht auf einer fortschreitenden degenerativen Erkrankungen beruht, werden häufig im häuslichen Pflegeumfeld auf das Weaning vorbereitet. Hier sind die Pflegekräfte daher die ersten Ansprechpartner:innen für Familien. Zum Glück sind ambulante Pflegedienste nicht die einzige Anlaufstelle für beatmete Kinder und Jugendliche – zumindest die Erfahrung von Frau Heinze zeigt, dass Ansprechpartner:innen in Kliniken für die Belange der jungen Patient:innen viel besser erreichbar sind als für die der Erwachsenen. Auch die Kassen sind eher gewillt, notwendige Hilfsmittel (z.B. zur Überwachung des Kohlendioxid-Spiegels im Blut) zu zahlen.

Der eigentliche Weaningprozess erfolgt dann stationär und in enger Abstimmung mit dem gesamten Team aus Ärzt:innen und Therapeut:innen. In unserer Podcast-Folge schildert Frau Heinze die nötigen Schritte im Detail und auch, wie die Zusammenarbeit zwischen Klinik und ambulanter Pflege aussieht.

Die Podcast-Folge hat noch mehr zu bieten

Es gibt noch weitere Punkte, über die Frau Litke und Frau Heinze rund ums Thema Pflege sprechen: Die Unterschiede zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, das IPREG (Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz) und dessen Einfluss auf Hoffnungen, Befürchtungen und Wünsche an die Strukturen im Gesundheitswesen, und auch das Für und Wider telemedizinischer Angebote.

Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich die Folge anzuhören!

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