Die Inhalationstherapie lässt sich bis in die griechische Antike, zu den Römern und sogar bis ins alte Ägypten zurückverfolgen. Seit Jahrtausenden setzt die Menschheit auf die heilsame Wirkung salzhaltiger Meeresluft oder auf das Einatmen von Aerosolen und Dämpfen. Aus der modernen Medizin ist die Inhalation von Medikamenten bei Atemwegserkrankungen nicht mehr wegzudenken.
Die lange Geschichte der Inhalation
Eine Befeuchtung der Atemschleimhaut durch Inhalation wird vermutlich schon seit Jahrtausenden angewendet. Doch sogar der therapeutische Einsatz von „Wirksubstanzen“ in Form von Aerosolen und ätherischen Ölen war schon im alten Ägypten bekannt: Erste Überlieferungen sind etwa 3.500 Jahre alt und beschreiben den Einsatz von Aerosolen durch Raucherzeugung. Auch das Rauchen bzw. Inhalieren von pflanzlichen Wirkstoffen wie dem Opium ist u.a. in China, Indien und Europa schon seit Jahrhunderten bekannt und wurde früh zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt.
Inhalationstherapie in der modernen Medizin
Ein Durchbruch für die moderne Inhalationstherapie war die Entwicklung des ersten Dosieraerosols, das mit einem Treibmittel betrieben wurde, im Jahr 1956. Der erste Pulverinhalator kam 1971 auf den Markt. Damals wurde auch bei Inhalationsgeräten noch auf FCKW als Treibmittel gesetzt, das aufgrund seiner negativen Auswirkungen auf die Ozonschicht jedoch Ende der 1980er Jahre verboten wurde. Genau dieses Verbot führte zur Neuentwicklung unterschiedlichster Systeme, wodurch auf dem heutigen Markt eine enorme Vielfalt von Geräten zur Verfügung steht. Dadurch ist zwar mit Sicherheit für alle Patient:innen das optimale Gerät erhältlich – jedoch muss es auch gefunden werden. Denn der Erfolg einer Inhalationstherapie hängt natürlich entscheidend davon ab, ob das entsprechende System auch korrekt angewendet wird. Eine Studie aus dem Jahr 2005 zeigte, dass nur 20-30% der Patient:innen ihren Inhalator richtig anwenden.
Inhalation zum Befeuchten der Lunge
Durch die Inhalation von Dämpfen wird die Atemschleimhaut befeuchtet, was schleimlösend wirkt, das Sekret verflüssigt und so das Abhusten erleichtert. Sie unterstützt damit die natürliche Reinigungsfunktion der Lunge. Häufig werden Kochsalzlösungen eingesetzt. Durch den Einsatz moderner Dampf- oder Ultraschallvernebler können auch die kleinen Atemwege erreicht werden.
Inhalation mit Medikamenten
Vor allem bei der Inhalation von Medikamenten spielen die modernen Inhalationssysteme eine besondere Bedeutung. Mit ihrer Hilfe erreichen die Substanzen auch die kleinen Lungenbläschen und feinen Bronchien und können bis in die Tiefe wirken. Die wichtigsten Inhalationssysteme für die Behandlung von Asthma und COPD sind die Dosieraerosole, Trockenpulver-Inhalatoren und die Vernebler.
Dosieraerosole arbeiten mit kleinsten Tröpfchen, bei denen der Wirkstoff in einer Suspension (feste Teilchen in Flüssigkeit) oder im Treibgas gelöst vorliegt. Die Größe der Teilchen und die Dosierung wird vom Inhalator vorgegeben und ist unabhängig von der Einatmung der Patient:innen. Damit bei der Inhalation mit einem Dosieraerosol ausreichend Wirkstoff in die Lunge gelangt, müssen Sprühstoß und die Einatmung gut koordiniert werden, weshalb Patient:innen, die damit Probleme haben, häufig medikamentös unterversorgt sind. Abhilfe können Inhalationshilfen, die sogenannten Spacer, bringen. Außerdem gibt es inzwischen Geräte, die abhängig vom Atemzug den Sprühstoß auslösen, wodurch eine Fehlerquelle vermieden wird.
Bei Trockenpulver-Inhalatoren ist die Stärke der Einatmung entscheidend für die Dosierung: Das Medikament wird in Pulverform eingeatmet und ohne den Einsatz von Treibmitteln über den Atemzug eingesogen. Neben der Dosis ist auch die Verteilung der Teilchengröße vom Atemzug abhängig – die Unterschiede zwischen den einzelnen Dosen kann daher enorm sein, wenn der Atemsog nicht immer gleich ist. Patient:innen, die (zeitweise) nur einen geringen Atemfluss haben, sollten diese Inhalatoren daher vermeiden.
Vernebler sind elektrische Inhalationssysteme, die flüssige Wirkstofflösungen mit Ultraschall oder Druckluft in feinste Tröpfchen zerstäuben. Im Gegensatz zu Dosieraerosolen und Pulverinhalatoren, die mit einem bis maximal wenigen Atemzügen die volle Dosis verabreichen, dauert die Inhalation mit einem Vernebler ca. 5-15 Minuten. Vernebler eignen sich auch für Patient:innen, deren Atmung bereits stark eingeschränkt ist bzw. die mit anderen Inhalationssystemen nicht zurechtkommen.
Richtig inhalieren
Wie gesagt ist die korrekte Anwendung der Inhalatoren entscheidend für den Behandlungserfolg. Daher sollten Sie sich die Bedienung genau zeigen lassen und unter therapeutischer Aufsicht üben. Bei der Verwendung von Dosieraerosolen ist es wichtig, langsam und stetig einzuatmen – der Sprühstoß wird kurz nach Beginn des Atemzugs abgegeben. Für Pulverinhalatoren ist ein kurzer, kräftiger Atemzug nötig. Lediglich bei Verneblern sind die Atemtechnik und die Atemtiefe weniger entscheidend. Die Inhalation mit Verneblern eignet sich daher auch für Patient:innen im Weaning-Prozess, um z.B. eine Verflüssigung des Sekrets zu erreichen und so nicht nur die natürliche Reinigungsfunktion der Lunge, sondern auch das allgemeine Sekretmanagement zu unterstützen.
Auf der Website der Atemwegsliga finden Sie eine Reihe nützlicher Informationsmaterialien zu dem Thema, sowie Videos zum richtigen Inhalieren.
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