August 15, 2025

Risikofaktor Rauchen: Warum Weaning bei Raucher:innen oft schwieriger ist

Rauchen ist einer der wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Erkrankungen der Atemwege. Viele (Ex-)Raucher:innen, die aus verschiedenen Gründen beatmet werden müssen, zeigen einen problematischeren Weaning-Verlauf. Doch wie wirkt sich das Rauchen eigentlich auf den Weaning-Prozess aus? Warum ist der Weg zur selbstständigen Atmung für Raucher:innen meist steiniger? Und was können Betroffene tun, um ihre Chancen zu verbessern? Dieser Artikel erklärt die Zusammenhänge und macht Mut mit dem Rauchen aufhören.

 

Was passiert in der Lunge durch das Rauchen?

Zigarettenrauch enthält mehrere tausend Schadstoffe, darunter Teer, Kohlenmonoxid und feine Partikel, die direkt in die Atemwege gelangen. Die Folgen:

  • Chronische Entzündung: Die Schleimhäute schwellen an, die Atemwege verengen sich.
  • Zerstörung von Lungenbläschen: Die Austauschfläche für Sauerstoff wird kleiner.
  • Störung der Flimmerhärchen: Diese winzigen “Putzhelfer” transportieren Schleim und Schadstoffe ab – bei Raucher:innen sind sie oft weniger beweglich oder sogar zerstört.
  • Verminderte Immunabwehr: Infekte wie Bronchitis oder Lungenentzündungen treten häufiger auf, u.a. da die natürlichen Abwehrmechanismen der Lunge selbst geschädigt sind.

Diese strukturellen und funktionellen Veränderungen machen die Lunge weniger belastbar. Das hat natürlich auch Auswirkungen, wenn eine maschinelle Beatmung nötig wird.

 

Warum ist das Weaning für Raucher:innen „komplizierter“?

Dass (Ex-)Raucher:innen es oft schwerer haben, von der Beatmung entwöhnt zu werden hat mehrere Gründe. Eine weniger belastbare Atemmuskulatur ist einer davon: Langjährige Raucher:innen atmen oft dauerhaft mit erhöhtem Kraftaufwand, was die Atemmuskulatur ermüdet. Außerdem haben Raucher:innen eher eine höhere Schleimproduktion: Die Lunge produziert mehr zähen Schleim, der schlecht abgehustet werden kann. Das erschwert das freie Atmen.

Da durch das Rauchen die Abwehrmechanismen der Lunge geschwächt werden, treten auch Infektionen häufiger auf: Diese können den Weaning-Prozess verzögern und zu Komplikationen wie Lungenentzündungen führen.

Zu guter Letzt kann auch die Abhängigkeit selbst das Weaning erschweren: Die psychische Belastung des Nikotinentzugs kann zu Stress, Unruhe und Konzentrationsstörungen führen – alles ungünstige Faktoren im sensiblen Weaning-Prozess.

 

Was können Betroffene tun?

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist klar:

Rauchstopp – je früher, desto besser. Selbst wenn die Lunge bereits geschädigt ist, verbessert sich ihre Funktion oft schon nach wenigen Tagen ohne Nikotin. Die Sauerstoffaufnahme steigt, die Schleimproduktion nimmt ab, das Risiko für Infekte sinkt.

Doch was, wenn man als aktive Raucher:in in eine Beatmungssituation gerät? Auch wenn die Ausgangslage schwieriger ist: Es gibt viele Möglichkeiten, den Weaning-Prozess zu unterstützen. Dazu gehören:

  • Atemtherapie und Physiotherapie: Sie helfen, Schleim zu lösen, die Muskulatur zu stärken und die Atmung zu optimieren.
  • Psychologische Unterstützung, um mit den Folgen des Nikotinentzugs umzugehen, zur Motivation und zur Stressbewältigung – aber auch für den finalen Rauchstopp in der Rehabilitation.

 

E-Zigaretten und Dampfen – kein Problem?

Viele Menschen greifen auf E-Zigaretten oder sogenannte “Vapes” zurück, um mit dem Rauchen aufzuhören, es zu reduzieren oder als „gesündere“ Alternative. Und leider fangen viele jüngere Menschen mit dem Vapen an, da ihr Risiko verharmlost oder ganz unter den Teppich gekehrt wird. Doch wie wirken sich diese Produkte auf die Lunge und im schlimmsten Fall auf einen Weaning-Prozess aus?

E-Zigaretten enthalten im Vergleich zu Tabakrauch tatsächlich deutlich weniger krebserregende Stoffe. Dennoch sind sie nicht harmlos. Auch die eingeatmeten Aerosole können Reizungen und Entzündungen der Atemwege verursachen. Da E-Zigaretten noch relativ neu auf dem Markt sind und darüber hinaus zahlreiche unterschiedliche Inhalts-„Mischungen“ erhältlich sind, fehlen Langzeitstudien. Dennoch: Das Risiko für Atemwegserkrankungen ist auch hier erhöht. Und auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie spricht sich sehr deutlich gegen E-Zigaretten und Vapes aus.

Dazu kommt auch hier die Abhängigkeit. Die meisten E-Liquids enthalten Nikotin – die körperliche Abhängigkeit und deren Einfluss auf den Weaning-Prozess bleiben also bestehen.

 

Fazit

Rauchen schadet der Lunge – das ist kein Geheimnis. Doch im Zusammenhang mit einer Beatmungssituation und einem Weaning werden die Folgen besonders deutlich. Wer den Absprung von Zigaretten und Vapes schafft, hat nicht nur bessere Chancen auf ein erfolgreiches Weaning, sondern gewinnt auch darüber hinaus mehr Atem, mehr Gesundheit und mehr Lebensqualität. Es ist nie zu spät, damit aufzuhören.

 

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