November 15, 2025

Welt-COPD-Tag 2025: Neue Erkenntnisse für bessere Behandlung

Jedes Jahr im November findet der Welt-COPD-Tag statt – ein internationaler Aktionstag, der auf die chronisch obstruktive Lungenerkrankung aufmerksam macht. COPD ist einer der Risikofaktoren für ein prolongiertes Weaning und spielt daher eine wichtige Rolle bei der Beatmungsentwöhnung. Aus diesem Grund möchten wir Sie anlässlich des Welt-COPD-Tags am 19. November 2025 noch einmal über diese Erkrankung informieren und Ihnen die neuesten Entwicklungen aus Forschung und Diagnostik vorstellen.

 

COPD – was ist das eigentlich?

COPD steht für „Chronic Obstructive Pulmonary Disease”, auf Deutsch: chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Bei dieser fortschreitenden Erkrankung sind die Atemwege dauerhaft verengt und entzündet. Die typischen Beschwerden sind Atemnot (besonders bei Belastung), chronischer Husten, vermehrter Auswurf und pfeifende Atemgeräusche.

COPD gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. In Europa sind fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen über 40 Jahren betroffen, in Deutschland etwa sieben Prozent. Die Hauptursache ist das Rauchen, aber auch Luftverschmutzung und bestimmte berufliche Schadstoffe können die Erkrankung auslösen.

 

Warum ist COPD beim Weaning herausfordernd?

Wenn Patient:innen nach einer längeren Beatmung von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden sollen, stellt eine vorhandene COPD eine besondere Herausforderung dar. Die Lunge ist bereits vorgeschädigt, die Atemmuskulatur oft geschwächt. Das macht den Weaning-Prozess komplexer und langwieriger.

Die COPD ist einer der häufigsten Risikofaktoren für ein prolongiertes Weaning. Die Erkrankung führt zu einer eingeschränkten Atemfunktion, die eine Entwöhnung von der Beatmung erschwert. Deshalb ist es so wichtig, COPD frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln – nicht nur, um die allgemeine Lebensqualität zu verbessern, sondern auch um im Fall der Fälle die Chancen für eine erfolgreiche Beatmungsentwöhnung zu erhöhen.

 

Neue Diagnostik-Leitlinien: Schneller zur klaren Diagnose

Die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) hat Ende 2024 aktualisierte Leitlinien veröffentlicht. Die wichtigste Neuerung: Die Diagnose der COPD soll effizienter werden. Bereits eine einzige Spirometrie-Messung – noch bevor bronchienerweiternde Medikamente verabreicht werden – reicht künftig aus, um eine COPD auszuschließen.

Diese vereinfachte Diagnostik spart Zeit und Ressourcen und ermöglicht es, den Patient:innen schneller Klarheit zu verschaffen. Gleichzeitig wird die regelmäßige Überprüfung der Lungenfunktion betont: Nur wer seine Werte kennt, kann Verschlechterungen frühzeitig erkennen.

 

Durchbruch in der Behandlung: Neue Hoffnung durch Dupilumab

Eine der spannendsten Entwicklungen kommt aus der Therapieforschung: Der Wirkstoff Dupilumab zeigt vielversprechende Ergebnisse bei einer bestimmten Gruppe von COPD-Patient:innen – nämlich bei jenen mit sogenannter Typ-2-Entzündung. Diese Form der Entzündung lässt sich im Blut an erhöhten Eosinophilenzahlen erkennen – einem bestimmten Typ weißer Blutkörperchen.

In einer großen internationalen Studie zeigten sich ermutigende Ergebnisse: Bei Patient:innen, die Dupilumab erhielten, traten 34 Prozent weniger akute Verschlechterungen (Exazerbationen) auf als in der Vergleichsgruppe. Außerdem verbesserte sich die Lungenfunktion deutlich und anhaltend.

Dupilumab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper, der gezielt in Entzündungsprozesse eingreift. Die Behandlung erfolgt alle zwei Wochen als Injektion unter die Haut. Weniger Exazerbationen (akute Verschlechterungen) bedeuten weniger Krankenhausaufenthalte und eine bessere Lebensqualität. Und eine stabilere Lungenfunktion kann in einer Beatmungssituation auch die Chancen verbessern, erfolgreich von einer Beatmung entwöhnt zu werden.

 

Interventionelle Verfahren: Wenn Medikamente nicht ausreichen

Für Patient:innen mit fortgeschrittenem Lungenemphysem – einer häufigen Folge der COPD – gibt es mittlerweile auch sogenannte „interventionelle“ Behandlungsmöglichkeiten. Der Begriff kommt vom lateinischen intervenire = eingreifen. Interventionelle Verfahren sind minimalinvasive Behandlungen, bei denen Ärzt:innen mithilfe von Endoskopen, Kathetern oder Energiequellen (z. B. Wärme, Strom) gezielt krankes Lungengewebe behandeln oder verändern. Diese Möglichkeiten kommen zum Einsatz, wenn konservative Therapien ausgeschöpft sind und die Lebensqualität durch die Überblähung der Lunge stark eingeschränkt ist.

 

Lungenvolumenreduktion

Bei der Lungenvolumenreduktion werden überblähte, funktionslose Bereiche der Lunge verkleinert. Das Prinzip: Wenn die stark geschädigten Lungenanteile weniger Raum einnehmen, können die gesünderen Bereiche wieder besser arbeiten.

Es gibt verschiedene endoskopische Verfahren. Sie können die Atemnot lindern, die Belastbarkeit verbessern und die Lebensqualität steigern. Sie sind jedoch nur für ausgewählte Patient:innen geeignet und sollten in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.

 

Rheoplastie

Die Rheoplastie ist ein neueres Verfahren, das gezielt die chronische Bronchitis behandelt – ein häufiges Begleitsymptom der COPD. Bei diesem Eingriff wird die krankhafte, schleimproduzierende Schleimhaut der Atemwege mit elektrischer Energie gezielt verödet. Nach dem Eingriff regeneriert sich die Bronchialschleimhaut und produziert danach deutlich weniger Schleim.

Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse: Patient:innen berichten von weniger Husten, reduziertem Auswurf und verbesserter Lebensqualität. Die Rheoplastie könnte in Zukunft für viele COPD-Patient:innen mit chronischer Bronchitis eine wichtige Behandlungsoption werden.

 

Was können Sie selbst tun?

Wenn Sie eine COPD haben oder ein erhöhtes Risiko tragen, können Sie selbst viel für Ihre Lungengesundheit tun:

  • Rauchstopp: Das Wichtigste ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch nach vielen Jahren bringt ein Rauchstopp noch deutliche Verbesserungen.
  • Regelmäßige Kontrollen: Lassen Sie Ihre Lungenfunktion regelmäßig überprüfen. Nur so können Verschlechterungen rechtzeitig erkannt werden.
  • Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt die Atemmuskulatur und verbessert die Belastbarkeit. Fragen Sie Ihre Ärzt:in nach geeigneten Lungensportgruppen oder Atemtherapie.
  • Medikamente konsequent nehmen: Nehmen Sie Ihre verordneten Medikamente regelmäßig ein – auch wenn Sie sich gerade gut fühlen.
  • Impfungen: Lassen Sie sich gegen Grippe, Corona, Keuchhusten und Pneumokokken impfen, um schwere Atemwegsinfekte zu vermeiden.
  • Warnsignale ernst nehmen: Bei zunehmender Atemnot, vermehrtem Husten oder Verfärbung des Auswurfs sollten Sie zeitnah Ihre Ärzt:in aufsuchen.

 

Fazit

Der Welt-COPD-Tag erinnert uns daran, wie wichtig die Aufklärung über diese weitverbreitete Erkrankung ist. Die guten Nachrichten: Die Diagnostik wird einfacher und schneller, neue Therapien bieten Hoffnung für bestimmte Patient:innengruppen, und interventionelle Verfahren erweitern die Behandlungsmöglichkeiten.

Die COPD-Behandlung wird zunehmend personalisiert – Ärzt:innen schauen genauer hin: Welcher Entzündungstyp liegt vor? Wie ist die individuelle Prognose? Welche Begleiterkrankungen bestehen? Diese differenzierte Herangehensweise ist auch für das Weaning entscheidend. Denn wenn die COPD optimal behandelt und stabilisiert ist, kann die Beatmungsentwöhnung besser greifen.

Bei PRiVENT arbeiten wir daran, dass auch Patient:innen mit COPD und anderen Lungenerkrankungen bestmöglich von der Beatmung entwöhnt werden können. Dafür übertragen wir das Wissen aus spezialisierten Weaning-Zentren auf reguläre Intensivstationen – damit mehr Menschen wieder selbst atmen können.

 

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