Post-COVID. Ein Schreckensgespenst, das immer noch nicht sonderlich sichtbar ist, weil die Fälle nicht wirklich systematisch erfasst werden und die Berichterstattung eher dürftig ist.
In unserer aktuellen Podcast-Folge spricht Frau Litke mit Herrn Otto Rommel, der sich im März 2020 mit dem Corona-Virus infizierte und auch über zwei Jahre nach der Akutphase noch immer an diversen Symptomen leidet. Post-COVID-Syndrom wird das Phänomen aktuell meist genannt. Doch noch sind die Definitionen und Abgrenzungen nicht klar gesetzt und so spricht manch einer auch schlicht von „anhaltenden COVID-Symptomen“ oder Long-COVID. Herr Rommel würde es vermutlich noch ganz anders nennen, wenn er nicht so gut erzogen wäre. Er hat mehrere Post-COVID-Selbsthilfegruppen initiiert, von denen die Stammgruppe sich seit Anfang 2022 in Stuttgart trifft. In unserem Podcast wird er von Herrn Dr. Gökçe Karakaş vom Gesundheitstreffpunkt Mannheim begleitet, den Sie bereits aus vorherigen Podcast-Folgen kennen.
Wann spricht man von Post-COVID?
Die Grenzen sind bislang nicht ganz klar definiert, berichtet Herr Dr. Karakaş. Die Akutphase einer COVID-Erkrankung dauert etwa 4 Wochen. Leiden Betroffene danach noch immer an Symptomen, spricht man meist von Long-COVID – nach 12 Wochen dann von Post-COVID. Da das Corona-Virus verschiedenste Organe angreifen kann, sind die Symptome breit gestreut: Viele Betroffene leiden an Kurzatmigkeit, aber auch Herz-Kreislauf-Probleme und neurologische Symptomatiken von Depressionen über Wortfindungsstörungen bis zu Einschränkungen des Gedächtnisses werden von vielen Patient:innen beschrieben. Besonders belastend für Betroffene ist die reduzierte Leistungsfähigkeit, die bis zum Fatigue-Syndrom reichen kann, bei dem selbst kleinste Anstrengungen zur völligen Erschöpfung führen. Irreführend ist, dass es vielen Patient:innen nach der Akutphase zunächst besser geht. Sie glauben, sie hätten es überstanden und werden Wochen oder Monate nach der eigentlichen Erkrankung wieder von den Symptomen eingeholt. Erst langsam werden spezielle Post-COVID-Ambulanzen aufgebaut, die sich speziell um die Langzeitfolgen von COVID kümmern.
Post-COVID aus Sicht eines Betroffenen
Auch der Zustand von Herrn Rommel verbesserte sich zunächst deutlich. Ihn erwischte es bereits in der ersten Welle Anfang 2020. Er musste auf der Intensivstation behandelt werden, kam jedoch in der anschließenden Reha langsam wieder auf die Beine. Monate später verschlechterte sich sein Zustand noch einmal deutlich: Er bekam schlechter Luft und war weder körperlich noch geistig voll da und leistungsfähig.
Im Gespräch mit Frau Litke erzählt Herr Rommel, wie es ihm damit gegangen ist, an welchen Punkten er sich verloren und alleingelassen fühlte und welche Ansprüche er aus Sicht der Betroffenen an die Gesellschaft und die Post-COVID-Ambulanzen, die Reha-Institutionen und auch an das Gesundheitssystem allgemein stellt.
Herr Rommel berichtet von einem psychologischem Trauma durch den Intensivaufenthalt und schildert, wie er die Reha erlebt hat und wie wichtig die Mitpatient:innen für ihn wurden. Letztlich waren sie der Grund dafür, dass er später die Selbsthilfegruppe gründete. Und er erzählt von einem Krankheitsverlauf, der ihn immens beeindruckt und ihm ganz besonders in Erinnerung geblieben ist – und scheint dabei mit den Tränen zu kämpfen. Die ganze Geschichte dazu können Sie sich gerne in unserem kostenlosen Podcast anhören.
Wie können Selbsthilfegruppen helfen?
Seit Mitte Februar 2022 trifft sich die Stuttgarter Post-COVID-Gruppe, die Herr Rommel gegründet hat in Präsenz. Der Auslöser waren seine Mitpatient:innen in der Reha in Heiligendamm und die Feststellung, dass sie gemeinsam eine eingeschweißte Truppe wurden. Eine Leidensgemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützte, in der man sich „ausheulen“ konnte und die füreinander da war.
Und auch Selbsthilfegruppen erlebt er genau so: Durch das gemeinsame Thema, das so viel Raum im Leben der Betroffenen einnimmt, entsteht sofort eine Nähe untereinander. Man nimmt einander ernst, begegnet sich auf Augenhöhe. Man muss nichts in Frage stellen, weil keiner dem anderen etwas vormachen muss.
Das wichtigste Anliegen der Betroffenen in der Selbsthilfe? Verstanden zu werden. Denn in ihrem gesamten Umfeld bekommen sie überwiegend zu hören, dass sie sich nicht so anstellen sollen, dass es doch nicht sein kann, dass jemand so lang krank ist. Aber natürlich sind auch medizinische Themen wichtig: Wer hat welche Erfahrung mit welchen Therapiemöglichkeiten gemacht? Was gibt es für neue Studien, an denen man eventuell teilnehmen kann? Welchen Einfluss hat eine Impfung nach der Infektion auf das Post-COVID-Syndrom? All diese und viele weitere Fragen werden in der Selbsthilfe besprochen. Und Herr Rommel gibt in unserem Podcast einige Einblicke.
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