Juni 28, 2023

Prof. Dr. Bernd Schönhofer im Gespräch

„Pionier des prolongierten Weanings“ – so wurde er in einem 2019 in der Zeitschrift Pneumologie erschienenen Artikel genannt. Prof. Dr. Bernd Schönhofer ist seit 2019 Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. Von 2002 bis Ende 2019 leitete er die Abteilung Pneumologie, internistische Intensivmedizin und Schlafmedizin am Klinikum Region Hannover. Seit Jahrzehnten prägt er in vielfältigen Funktionen die Welt der Beatmungsentwöhnung und arbeitet unermüdlich daran, so viele Menschen wie möglich von einer Beatmung zu lösen oder wenigstens auf eine nicht invasive Beatmung umzustellen.

Wir sind sehr froh, dass Herr Dr. Schönhofer sich für unseren Podcast Zeit genommen und mit Frau Dr. Trudzinski über Vergangenheit und Zukunft des Weanings gesprochen hat. In unserer letzten Folge der 3. Podcast-Staffel geht es unter anderem um die Anfänge von WeanNet und der systematischen Beatmungsentwöhnung sowie die Etablierung von Weaning-Zentren – und die Erfolge, die in der Beatmungsmedizin erzielt wurden. Da wir dem sehr interessanten Gespräch nicht zu viel vorwegnehmen wollen, möchten wir in diesem Artikel nur ein wenig über das WeanNet berichten.

Erfolgsgeschichte WeanNet

Das “Kompetenznetzwerk pneumologischer Weaningzentren” (WeanNet) wurde 2009 unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) und Beatmungsmedizin gegründet. Dass die Beatmung und damit auch die Entwöhnung davon eine zunehmende Rolle spielen, zeigte sich aber schon zu Beginn der 1990er Jahre, als immer mehr Anfragen bei Herrn Dr. Schönhofer und seinen Kolleg:innen eingingen, ob sie beatmete Patient:innen übernehmen würden. Beim ersten Treffen zum Thema „Weaning“ in Schmalenberg 1991 nahmen gleich 200 Interessent:innen teil. Mit einer Mischung aus Bescheidenheit und Stolz erzählt er, dass er über die kommenden Jahre festgestellt habe, dass er und seine Kolleg:innen trotz eingeschränkter Möglichkeiten „viel können“ und Dutzende von Patient:innen von der Beatmung entwöhnen konnten. Mit 10-15 pneumologischen Kliniken bildete sich eine Art Arbeitsgruppen-Mentalität. Aus Frankreich kam dann das Thema der Nicht-invasiven Beatmung in die Bewegung hinein. „Das hat sich alles ganz unspektakulär entwickelt“, erzählt Herr Dr. Schönhofer. Ab 1993 gab es jährliche Treffen. Aus dem Bestreben, mehr Qualität und eine valide Struktur zu etablieren, entstand dann das WeanNet.

Das WeanNet hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die Qualität als auch die Wirtschaftlichkeit bei der Entwöhnung von der invasiven Beatmung zu verbessern. In Deutschland hat die Zahl der Patient:innen, die nach einer intensivmedizinischen Behandlung längerfristig beatmet werden müssen, stetig zugenommen. Dies betrifft schätzungsweise etwa 15.000 – 30.000 Patient:innen und verursacht jährliche Kosten von 2-4 Milliarden Euro. Die Behandlung von langzeitbeatmeten Patient:innen erfordert eine hohe Therapieintensität und beansprucht rund 50% der Ressourcen einer Intensivstation. Die dauerhafte künstliche Beatmung beeinträchtigt die Lebensqualität Betroffener erheblich. Aus diesem Grund empfiehlt die DGP schon lange, vor einer dauerhaften außerklinischen Beatmung alle Anstrengungen zu unternehmen, um Patient:innen noch im Krankenhaus von der invasiven Beatmung zu entwöhnen.

Auch Herr Dr. Schönhofer berichtet, dass das Potenzial zur Entwöhnung oft unterschätzt wird. Mit dem WeanNet wurde ein bundesweites Netzwerk von Weaning-Zentren gegründet, die sich auf die Entwöhnung vom Beatmungsgerät spezialisiert haben. Zu den Aufgaben des WeanNet gehören der Aufbau eines Weaning-Patient:innenregisters und die Akkreditierung weiterer Weaning-Zentren, um die Zusammenarbeit der Kliniken zu verbessern, die Qualität der medizinischen Behandlung zu sichern und das Weaningpotenzial bei Beatmungspatient:innen auszuschöpfen.

Etwa 50-60% der Patient:innen, die auf Akut-Intensivstationen nicht entwöhnt wurden, können durch eine Betreuung in spezialisierten Weaning-Zentren doch noch erfolgreich entwöhnt werden. Die Umstellung auf eine nicht-invasive Beatmung über eine Maske spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zusätzlich können in den Weaning-Zentren Muskelschwäche und Schluckstörungen durch multimodale Therapieprogramme behandelt und die Behandlung von begleitenden Erkrankungen optimiert werden.

Was macht ein Weaning-Zentrum aus?

Wenn Sie sich dafür interessieren, welche Anforderungen an ein Weaning-Zentrum gestellt werden, wie die Leitlinie zum prolongierten Weaning entstanden und weiterentwickelt wurde und welche Erfolge im Weaning erzielt wurden, oder einfach nur dem spannenden Austausch zwischen Zweien lauschen wollen, denen die Begeisterung für das Thema Weaning anzumerken ist, dann hören Sie sich unbedingt diese letzte Folge unserer 3. Podcast-Staffel an. Neben dem Blick in die Vergangenheit berichtet Herr Dr. Schönhofer auch kritisch über das „Geschäft“ mit der außerklinischen Beatmung und wie das bei unseren europäischen Nachbar:innen aussieht – und wie das Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPREG) sich auf die außerklinische Versorgung von Beatmungspatient:innen  auswirken könnte. Denn neben aller Kritik an dem Gesetz gehört auch zur Wahrheit, dass etwa 85% aller außerklinisch beatmeten Patient:innen nie in einem Weaning-Zentrum waren – ein Umstand, welcher sich  durch das IPREG ändern soll.

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