Auch wenn der Sommer sich rein kalendarisch langsam zur Neige reicht, lassen Hitze und Trockenheit das Land gerade nicht los. Vor den Folgen der Hitze auf das Herz-Kreislauf-System wird inzwischen regelmäßig gewarnt, doch sind es vor allem auch die Lungen-Patient:innen, die enorm unter der Hitze leiden. Neben den heißen Temperaturen kommt inzwischen auch immer häufiger die Trockenheit hinzu, die noch zusätzliche Risiken mitbringt.
Die Hitze erhöht die Belastungen für Patient:innen mit Atemwegserkrankungen
Bereits im Jahr 2017 gab die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) eine Pressemitteilung heraus, in der sie vor den Folgen anhaltender Hitze für Patient:innen mit COPD (chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung) warnt. Das Sterberisiko steigt bei Hitze um 14% – bei längeren Hitzewellen sogar um bis zu 43%. Kannte man die Häufung von Krankenhauseinweisungen aufgrund einer COPD-Verschlechterung sonst nur im Winter, zeigt sich inzwischen auch im Sommer durch die anhaltende Hitze ein deutlicher Peak.
Laut DGP sind Lungenerkrankungen einer der häufigsten Gründe für notfallmäßige Krankenhauseinlieferungen im Sommer – und diese Zahlen stammen wie gesagt noch aus Zeiten vor der Pandemie.
Warum belastet die Hitze COPD-Patient:innen so sehr?
Vor allem die Kombination aus hoher Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit macht das Atmen schwer. Das merken auch gesunde Menschen. Die geben über die Atemluft Wärme und Feuchtigkeit ab: Die ausgeatmete Luft hat nahezu 37°C und 100% relative Luftfeuchte. Dies gehört bis zu einem gewissen Maß zur Temperaturregulation unseres Organismus dazu. Je wärmer und feuchter die eingeatmete Luft bereits ist, desto weniger Wärme und Feuchtigkeit kann sie noch aufnehmen und desto schwieriger wird es für den Körper, nicht zu überhitzen.
In der Folge steigt die Atemfrequenz an. COPD-Patient:innen können die Atemfrequenz aufgrund ihrer Erkrankung aber nicht steigern. Zur generellen Atemnot kommt dann eine Stauung der Wärme im Körper, da die überschüssige Wärme nicht “abgeatmet“ werden kann. Das Überhitzen führt dann noch zusätzlich zur Atemnot.
Die Trockenheit
Doch ist es nicht nur die Schwüle, die an den Kräften und der Lunge zehrt. Auch das andere Extrem, die immense Trockenheit der letzten Wochen, hat seine Tücken. Zum einen wird wie im Titelbild des Beitrags zu sehen jeder sonst gebundene Matsch zur staubigen Herausforderung. Zum anderen sammeln sich Staub und Mikropartikel an. Wo sonst der Regen regelmäßig Straßen, Bürgersteige und selbst die freie Natur feucht durchfeudelt, bleiben bei der Trockenheit Pollen, Rußpartikel, Abriebe und Abgase aus dem Straßenverkehr, und all der andere Kleinstdreck liegen. Mit jedem Schritt, jedem vorbeifahrenden Auto oder Fahrrad und jedem lauen Lüftchen werden die Partikel in die Luft gewirbelt und von der erstbesten vorbeilaufenden Lunge eingeatmet.
Zack, Regen! Juhu?
Wenn es endlich regnet, dann oft mit einer Wucht, die es in sich hat. Gewitter, Unwetter, Sturm, Platzregen. So sehr man auch davon ausgehen könnte, dass dies dann Entlastung bringt: Dem ist leider nicht so. Zumindest nicht im ersten Moment. Denn der er auf den trockenen Boden und die darauf liegende Staubschicht aufschlagende Regen wirbelt den Staub und feinste Dreckpartikel erst einmal auf und schleudert die Partikel in die Luft.
Insbesondere Patient:innen mit allergischem Asthma werden das Phänomen kennen: Wenn sie draußen vom Regen überrascht werden, droht ein Asthmaanfall vom Feinsten. Was Ihnen vermutlich eh nie passiert, darauf sollten Sie beim Verlassen des Hauses besonders achten, wenn nach langer Trockenheit Regen angesagt ist: Nehmen Sie unbedingt Ihr Notfall-Spray mit!
Ein kurzer Schauer wirkt oft wie ein Aufguss in der Sauna: Die Temperatur sinkt zwar nicht, aber die Luftfeuchte steigt schlagartig an. Die ausgetrockneten Pollen saugen die Feuchtigkeit auf, wie ein Schwamm, quellen auf und platzen. Und bei einem echten Gewitter? Da ist der schlagartige Temperaturabfall ein zusätzlicher Faktor, der Asthmatiker:innen zusetzt. Kurz nach Gewittern häufen sich die Asthma-Attacken.
Was können Sie selbst tun?
Wenn die Hitze sich so hartnäckig hält wie in den letzten Wochen, kann man ihr kaum noch entrinnen. Insbesondere, wenn die Temperatur auch in den Nächten nicht mehr deutlich absinkt, wird es vor allem in den Städten durch den aufgeheizten Asphalt unerträglich. Nächtlicher Durchzug bringt dann nur noch bedingt Linderung. Hat sich ihre Wohnung einmal aufgeheizt, dann hören Sie bitte nicht auf die Ratschläge, nur morgens und abends zu lüften. Da Sie selbst die Luft in Innenräumen warm- und feuchtatmen, muss die Luft regelmäßig ausgetauscht werden.
Achten Sie unbedingt darauf, ausreichend zu trinken. Nicht nur für das Herz-Kreislaufsystem. Denn wenn der Körper zu wenig Flüssigkeit hat, wird die Lunge weniger gut durchblutet und dies fördert unter anderem die Entzündungsprozesse der COPD.
Atemübungen und Spaziergänge bleiben wichtig, um die Atemmuskulatur zu stärken. Verlegen Sie die Aktivitäten trotzdem besser auf den frühen Morgen und auf den Abend. Und behalten Sie dabei die Ozonwerte im Blick.
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