Mai 23, 2024

Wie Sie trotz Atembeschwerden den Sommer genießen können

Der Sommer kommt in großen Schritten und das leider auch mit immer mehr sehr heißen Tagen im Gepäck. Genau diese sorgen dafür, dass sich nicht alle unbeschwert auf den Sommer freuen können. Vor allem Älteren, Säuglingen, Schwangeren und Menschen mit Vorerkrankungen setzt die sommerliche Hitze gesundheitlich enorm zu. Steigt zusätzlich die Luftfeuchtigkeit, kann das dazu führen, dass insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen verstärkt an Atemnot leiden. Krankenhauseinweisungen und die Sterblichkeit steigen an diesen Tagen deutlich.

 

Die direkte Gefahr der sommerlichen Hitze

Der menschliche Körper produziert selbst ohne körperliche Anstrengung kontinuierlich Wärme. Bei nahezu allen Stoffwechselvorgängen wird neben der eigentlichen Reaktion zusätzlich Wärme abgegeben. Würde man einen Menschen in einer überdimensionalen Thermoskanne vollständig von der Umgebung isolieren, würde die selbst produzierte Wärme ausreichen, um ihn langsam zu garen. Die überschüssige Wärme muss also an die Umgebung abgegeben werden. Je höher die Umgebungstemperatur ist, umso schwerer ist es für den Körper, seine Wärme abzugeben. Die wichtigste Maßnahme des Körpers zur Abkühlung ist das Schwitzen: Schweiß verdunstet auf der Haut und hilft dadurch, den Körper abzukühlen. In sehr heißen Umgebungen, besonders wenn hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, kann der Schweiß jedoch nicht effektiv verdunsten. Dies beeinträchtigt die Fähigkeit des Körpers, sich über den Verdunstungsprozess abzukühlen. Wenn die Umgebungstemperatur die Körpertemperatur erreicht oder übersteigt, verliert der Körper außerdem seine Fähigkeit, Wärme durch Strahlung an die Umgebung abzugeben. Ohne effektive Wärmeabgabe steigt dadurch die Körpertemperatur an.

 

Die indirekte Gefahr von Hitze: Eine Verschlechterung der Luftqualität

Zusätzlich zur direkten Belastung des Körpers wirkt sich Hitze aber auch negativ auf die Luftqualität aus: Hohe Temperaturen führen zur vermehrten Bildung des Luftschadstoffs Ozon, und auch die Feinstaubbelastung steigt. Dazu kann noch der Rauch von Waldbränden kommen, die in den letzten Sommern aufgrund der Trockenheit immer häufiger auftreten. Auch der Staub aus der Sahara wird mittlerweile immer öfter bis nach Mitteleuropa getragen. Und jedes leise Lüftchen weht natürlich auch den heimischen staubtrockenen Boden auf. Ozon, Feinstaub und andere Luftschadstoffe können selbst bei gesunden Menschen Entzündungen der Atemwege verursachen. Bestehende Atemwegsbeschwerden werden durch sie verstärkt.

 

Worauf Patient:innen mit Atemwegserkrankungen in den Sommermonaten achten sollten

Damit Sie auch als Patient:in mit einer Atemwegserkrankung die Sommermonate sicher genießen können, haben wir Ihnen einige praktische Tipps und Strategien zusammengefasst, die Ihnen dabei helfen können.

 

1. Die Luftqualität im Blick behalten

Kontrollieren Sie täglich den „Luftqualitätsindex“ (AQI). Allergiker:innen sollten zusätzlich den Pollenflug berücksichtigen. Apps oder Websites wie die des Umweltbundesamtes bieten tagesaktuelle Daten zur Luftqualität und Pollenflug in Ihrer Region. An Tagen mit schlechter Luftqualität sollten Sie sich möglichst in Innenräumen aufhalten. Denken Sie unter Umständen darüber nach, einen Luftfilter in Ihrer Wohnung aufzustellen. Verschieben Sie Ihre Außenaktivitäten auf Morgen- und Abendstunden, wenn die Ozonwerte tendenziell niedriger sind. Dies sind auch die besten Zeiten, um zu lüften. Dabei gilt als Faustregel: In der Stadt eher morgens, in ländlichen Gebieten bevorzugt abends. Denn in der Stadt ist die Luftverschmutzung in der Regel während der Hauptverkehrszeiten am höchsten, also morgens und abends. In der Nacht und in den frühen Morgenstunden ist der Verkehr geringer, und die Luftqualität ist besser. Auf dem Land spielt der Verkehr meist eine geringere Rolle, aber die Pollenbelastung ist morgens oft höher. Abends lüften kann die Pollenbelastung in Innenräumen reduzieren.

 

2. Vermeidung von Hitzebelastung

Hitze kann bei Menschen mit Atemwegserkrankungen zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Es ist ratsam, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden und kühle Innenräume aufzusuchen. Wenn eine Klimaanlage verfügbar ist, nutzen Sie diese, um Ihre Wohnräume kühl zu halten. Achten Sie dabei darauf, dass die Luftfilter der Klimaanlage sauber sind und effizient funktionieren, um eine gute Innenluftqualität zu gewährleisten.

 

3. Planung der Aktivitäten

Frühe Morgenstunden oder späte Abende sind ideal, um die frische Luft zu genießen. Dies hilft nicht nur, die Hitze zu meiden, sondern auch den Zeiten hoher Luftverschmutzung auszuweichen. Sollten Sie sich jedoch während Hitzeperioden oder bei schlechter Luftqualität draußen aufhalten müssen, tragen Sie leichte und atmungsaktive Kleidung und tragen Sie bei Bedarf eine FFP2- oder FFP3-Maske.

 

4. Atemtechniken und Ruhe

Erlernen Sie Atemtechniken, die Ihnen helfen können, effizienter zu atmen. Techniken wie die Lippenbremse (langsames Ausatmen mit leicht geschürzten Lippen) können dabei helfen, die Atmung zu regulieren und die Atemwege offen zu halten. Nehmen Sie sich zudem regelmäßig Zeit für Ruhepausen, um Überanstrengungen zu vermeiden.

 

5. Hydratation

Eine gute Hydratation ist essenziell, besonders im Sommer. Trinken Sie ausreichend Wasser, um die Schleimhäute feucht zu halten und die Schleimbildung zu reduzieren. „Ausreichend“ kann dabei sehr individuell sein, da z.B. einige Erkrankungen eine Beschränkung der Trinkmenge erforderlich machen. Wenn Sie Zweifel haben, sprechen Sie die für sich optimale Trinkmenge mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt ab. Eine ausreichende Menge Flüssigkeit hilft Ihrem Körper außerdem dabei, die Temperatur besser zu regulieren.

 

6. Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Antioxidantien aus frischem Obst und Gemüse ist, kann dazu beitragen, Entzündungen in den Atemwegen zu minimieren und das Immunsystem zu stärken. Noch dazu enthalten sie meist viel Flüssigkeit. Ideal sind zum Beispiel Wassermelonen, Beeren (Blaubeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren), Kiwis oder Trauben. Beim Gemüse gehören Gurken, Tomaten, Spinat, Paprika und Brokkoli zu den Klassikern mit einem hohen Anteil an Antioxidantien.

 

7. Vorsicht bei Sommergewittern

Sommergewitter können Asthmaanfälle auslösen. Der Grund dafür ist, dass Gewitter Winde erzeugen, die Pollen und Schimmelsporen aufwirbeln können. Auch der auf den Boden aufschlagende Regen wirbelt die dort gesammelten Staubpartikel zunächst hoch. Bleiben Sie bei Gewitterwarnungen im Haus und halten Sie Fenster und Türen geschlossen, um die Exposition gegenüber Allergenen zu minimieren. Sofern es sich um einen ordentlichen Regenguss gehandelt hat, ist unmittelbar danach der perfekte Zeitpunkt zum Lüften oder für einen kurzen Spaziergang. Denn dann haben sich nicht nur Allergene und Staubpartikel wieder abgesetzt, sondern es ist hoffentlich auch abgekühlt. Bei kurzen Schauern ist hingegen weiterhin Vorsicht geboten – vor allem, wenn sofort die Sonne wieder knallt: Auf dem heißen Boden verdunstet das Wasser sofort, erhöht die Luftfeuchte und trägt dazu den Staub in sich.

 

Fazit

Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit können für Menschen mit Atemwegserkrankungen eine echte Herausforderung darstellen. Zum einen durch die Hitze selbst, aber auch durch die steigenden Luftschadstoffe. Mit Hilfe der beschriebenen Maßnahmen können Sie die sommerlichen „Schattenseiten“ für Ihre Gesundheit jedoch reduzieren.

 

 

Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Informationsmaterial?

Dann hören Sie gerne in unseren Podcast hinein. Die Links zu Spotify und Youtube finden Sie bei den Social-Icons auf dieser Seite. Der Podcast steht Ihnen jedoch auch auf allen anderen gängigen Plattformen zur Verfügung. In unserem Downloadbereich können Sie sich außerdem gerne die Flyer für Patient:innen oder Fachkreise herunterladen. Auf der Startseite finden Sie darüber hinaus ein Erklärvideo, das PRiVENT kurz und knapp erklärt. 

Leave a comment