März 25, 2025

Rehabilitation nach erfolgreichem Weaning: Zurück zur Selbstständigkeit

Nach einem erfolgreichen Weaning beginnt für viele Patient:innen und ihre Angehörigen eine weitere herausfordernde Phase auf dem Weg zur Genesung: die Rehabilitation. Die maschinelle Beatmung, der Aufenthalt auf der Intensivstation und natürlich die zugrunde liegende Erkrankung haben oft Spuren hinterlassen, sowohl körperlich als auch psychisch. Mit der richtigen Nachsorge und gezielten Maßnahmen kann meist eine hohe Lebensqualität wiedererlangt werden. In diesem Artikel erfahren Sie, warum Rehabilitation nach dem Weaning so wichtig ist und welche Maßnahmen dabei meist zum Programm gehören.

 

Warum ist Rehabilitation nach dem Weaning so wichtig?

Das Weaning an sich ist bereits ein großer Schritt zurück in die Selbstständigkeit. Dennoch bedeutet es nicht automatisch eine vollständige Genesung. Durch die lange Zeit der Beatmung und Immobilität bildet sich die Muskulatur zurück – die Atemmuskulatur, aber natürlich auch die Skelettmuskulatur. Eine allgemeine körperliche Schwäche ist die Folge. Auch psychische Belastungen sind keine Seltenheit. Daher ist eine gezielte Rehabilitation notwendig, um die Patient:innen bestmöglich auf dem Weg der Genesung zu unterstützen. Von einfachen Alltagsaktivitäten wie selbständigem Anziehen und Essen bis hin zur Rückkehr ins Berufsleben – der Weg zur Normalität kann von Patient:in zu Patient:in sehr unterschiedlich sein.

 

Wiederaufbau der Atemmuskulatur

Muskulatur, die man nicht benutzt, bildet sich zurück. Das gilt auch für die Atemmuskulatur. Da sie durch die Beatmung entlastet wurde, muss sie nach der Entwöhnung durch gezieltes Atemtraining wieder aufgebaut werden. Die Patient:innen lernen dabei auch, ihre Lungenkapazität zu optimieren und Atemnot zu reduzieren.

Zu den Reha-Maßnahmen gehören unter anderem Atem- und Physiotherapie:

  • Gezielte Atemübungen: Zur Kräftigung der Atemmuskulatur und Verbesserung der Atemkoordination.
  • Inhalationstherapien: Zur Förderung der Lungenfunktion und Vermeidung von Sekretstau.
  • Mobilisierende Atemphysiotherapie: Um die Lunge besser zu belüften und die Sauerstoffaufnahme zu optimieren.

 

Stärkung der allgemeinen Fitness

Die lange Liegezeit hat oft zur Folge, dass auch die übrige Muskulatur geschwächt und die allgemeine Kondition stark reduziert ist. Daher ist es notwendig, die allgemeine Fitness durch gezielte Bewegungstherapie wieder aufzubauen, um die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern.

Maßnahmen für die körperliche Rehabilitation sind zum Beispiel:

  • Bewegungstherapie: Durch gezielte Übungen werden der Muskelaufbau, die Beweglichkeit der Gelenke sowie Koordination und Gleichgewichtssinn gefördert. Das Maß der Bewegung wird dabei immer an die individuellen Möglichkeiten der Patient:innen angepasst.
  • Ergometertraining: Die Ergometrie ist eine sanfte Möglichkeit, die Ausdauer schrittweise und individuell abgestimmt zu steigern.
  • Kraftübungen: Parallel dazu kann gezieltes Krafttraining die Rumpf- und Atemmuskulatur für eine bessere körperliche Belastbarkeit stabilisieren und weiter aufbauen.

 

Psychische Erholung

Viele Patient:innen leiden nach einer langen Beatmungszeit unter Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen. Die Erfahrung, auf eine Beatmungsmaschine angewiesen gewesen zu sein, kann traumatisch sein. Daher sind psychologische Unterstützung und eine behutsame Reintegration in den Alltag wichtige Bestandteile der Rehabilitation. Patient:innen mit chronisch fortschreitenden Grunderkrankungen benötigen oft auch Unterstützung, um besser mit Ihrer Erkrankung umgehen zu können. Auch dies kann in der Reha natürlich adressiert werden.

Die psychologische Unterstützung umfasst zum Beispiel:

  • Gesprächstherapie: Zur Verarbeitung des Durchlebten können Menschen mit ähnlichen Erfahrungen helfen, die intensiven Erlebnisse zu bewältigen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann Mut machen und wertvolle Tipps liefern.
  • Strategien zur Bewältigung von Angst und Stress: Beispielsweise können Achtsamkeitstraining, Atemübungen und psychotherapeutische Unterstützung hilfreich sein, um mit Ängsten und Sorgen, sowohl in der momentanen Situation aber natürlich auch besser umgehen zu können.
  • Kunsttherapie: Eine kreative Auseinandersetzung schafft oftmals einen ganz neuen Zugang zu den teils traumatischen Erlebnissen der Erkrankung und der Zeit auf der Intensivstation.

 

Ernährung und Lebensstil

In vielen Reha-Einrichtungen erhalten die Patient:innen auch Angebote, mit deren Hilfe sie ihr Leben insgesamt gesünder gestalten können. Zu diesen Maßnahmen gehören zum Beispiel:

  • Angepasste Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiß und Nährstoffen unterstützt den Muskelaufbau und die Immunabwehr. Viele Reha-Einrichtungen bieten Koch- und Ernährungskurse an, um die Patient:innen nachhaltig zu unterstützen.
  • Rauchstopp: Das Rauchen sollte unbedingt vermieden werden, um erneute Atemprobleme zu verhindern. Spezielle Programme zur Rauchentwöhnung sind oft Teil einer Reha.
  • Ausreichend Schlaf und Stressreduktion: Ein geregelter Schlafrhythmus und gezielte Entspannungstechniken fördern die Regeneration. Auch in diesem Bereich werden die Patient:innen unterstützt, um ihren Lebensstil entsprechend anzupassen.

 

Rehabilitationsangebote in Deutschland

In Deutschland gibt es verschiedene spezialisierte Einrichtungen und Programme, die Patient:innen nach einer Intensivbehandlung und erfolgreichem Weaning unterstützen. Darunter sind zum einen stationäre Reha-Kliniken, in denen die Patient:innen rundum betreut werden. Einige von ihnen haben Beatmungs- und Weaning-Schwerpunkte und bieten umfassende Therapieprogramme in diesem Bereich an. Daneben gibt es auch ambulante Reha-Programme: Patient:innen erhalten hier regelmäßige, zunächst oft tägliche, therapeutische Betreuung und können gleichzeitig in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. In der Regel werden die Patient:innen von den Kliniken bei der Suche und Auswahl geeigneter Reha-Einrichtungen unterstützt und sind auch beim Überweisungsprozess behilflich.

 

Im Anschluss an die Reha können Selbsthilfe- und Lungensportgruppen den Patient:innen auf lange Sicht weitere Unterstützung bieten. Der Austausch mit anderen Betroffenen und gezielte Atem- und Bewegungstrainings können die Genesung unterstützen.

 

Fazit

Die Rehabilitation nach dem Weaning ist ein wichtiger Schritt zur Wiedererlangung der Selbstständigkeit und Erhöhung der Lebensqualität. Durch gezielte Maßnahmen wie Atemtraining, Physiotherapie, psychologische Betreuung und einem angepassten Lebensstil kann die Genesung aktiv gefördert werden. Falls Sie oder ein Angehöriger sich in einer solchen Situation befinden, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die richtige Rehabilitation kann den entscheidenden Unterschied machen.

 

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