Jede einzelne Zelle im menschlichen Körper ist darauf angewiesen, Sauerstoff in ausreichender Menge zu erhalten und Kohlendioxid abzugeben. Es gibt jedoch Situationen, in denen der menschliche Körper aus eigener Kraft nicht genug Luft bekommt bzw. der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid gestört ist. Jede Form des Versagens der Atmung mit einer Störung des Gasaustausches wird als Ateminsuffizienz oder respiratorische Insuffizienz bezeichnet.
In diesen Fällen kann eine Beatmung Leben retten. Durch sie wird der Atemkreislauf in Gang gehalten, wenn die Patienten dazu selbst nicht mehr in der Lage sind. Dabei unterscheidet man zunächst die beiden Kategorien der nicht-invasiven und der invasiven Beatmung. Doch was genau sind die Unterschiede und wie kann es zu einer Ateminsuffizienz kommen?
Wie kann es zu einer Ateminsuffizienz kommen?
Mediziner unterscheiden zwischen einer akuten und einer chronischen Ateminsuffizienz. Eine akute Ateminsuffizienz ist eine plötzlich auftretende lebensbedrohliche Störung der Lungenfunktion, durch die der Körper zu wenig Sauerstoff bekommt. Zu den Symptomen gehören unter anderem eine starke Atemnot und eine bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten. Eine schwere Lungenentzündung kann zum Beispiel zu einer akuten Ateminsuffizienz führen.
Die chronische Ateminsuffizienz entsteht durch chronische Lungenerkrankungen. Dazu gehören z.B. die Lungenfibrose und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Zu den Symptomen gehört eine erschwerte und beschleunigte Atmung. Durch den Sauerstoffmangel kann es auch bei der chronischen Ateminsuffizienz zu einer Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten kommen.
Was bedeutet “invasive Beatmung”?
Invasiv bedeutet so viel wie “eingreifend” oder “eindringend”. Eine Beatmung wird als „invasiv“ bezeichnet, wenn ein sogenannter Endotrachealtubus über den Mund in die Luftröhre eingeführt wird. Eine weitere Möglichkeit der invasiven Beatmung ist, durch einen chirurgischen Eingriff einen direkten Zugang zur Luftröhre zu schaffen. Diesen Eingriff nennt man Tracheotomie, das Loch in der Luftröhre Tracheostoma. Ein Tracheostoma ermöglicht es, mit einer sogenannten Trachealkanüle die Luft direkt in die Lunge der Patientin oder des Patienten zu pumpen.
Eine invasive Beatmung kann sowohl bei akuter als auch bei chronischer Ateminsuffizienz zum Einsatz kommen. Außerdem wird während eines chirurgischen Eingriffs eine Intubation vorgenommen, da unter einer Vollnarkose die Atmung aussetzt.
Was ist eine nicht-invasive Beatmung?
Bei der nicht-invasiven Beatmung (NIV) wird die Eigenatmung der Patientin oder des Patienten unterstützt. Intubation oder Tracheotomie sind nicht erforderlich. Die Beatmung erfolgt über eine dicht anliegende Maske oder eine Kunststoffhaube, die der Patient wie einen Helm trägt. Durch den Aufbau des richtigen Drucks wird die „Atemarbeit“ reduziert, die von der Patientin oder dem Patienten geleistet werden muss. Einatmung (Inspiration) und Ausatmung (Exspiration) können erleichtert werden.
Eine nicht-invasive Beatmung wird inzwischen bevorzugt als Beatmungsmethode eingesetzt, sofern die Umstände es erlauben. Sie ist schonender, birgt ein deutlich geringeres Infektionsrisiko und erlaubt den Patienten, zu essen und zu trinken. Auch die Entwöhnung verläuft meist problemloser. Die NIV ist jedoch nicht immer geeignet.
Wann kann eine nicht-invasive Beatmung (NIV) eingesetzt werden und wann muss invasiv beatmet werden?
Eine nicht-invasive Beatmung kann nur eingesetzt werden, wenn die Eigenatmung der Patientin oder des Patienten noch vorhanden ist. Dies ist zum Beispiel bei COPD, einer Schlafapnoe und teilweise auch bei einer akuten respiratorischen Insuffizienz der Fall. Letztere wird häufig standardmäßig noch mit einer invasiven Beatmung behandelt, da diese sich über Jahrzehnte teilweise bewährt und etabliert hat. Immer häufiger wird inzwischen aber auf den Intensivstationen auch die NIV-Beatmung eingesetzt.
Eine große Rolle spielt die nicht-invasive Beatmung auch bei der Entwöhnung von einer invasiven Beatmung (dem sogenannten Weaning). Die NIV-Beatmung kann ein Schritt auf dem Weg zur Eigenatmung sein.
Was bedeutet eine invasive Beatmung für die Patienten und ihre Angehörige?
Für Patientinnen und Patienten bedeutet eine invasive Beatmung, dass sie abhängig und unfrei sind. Sie sind auf eine Maschine und menschliche Hilfe angewiesen. Der pflegerische Aufwand ist hoch, weshalb viele langzeitbeatmete Patienten in eine Pflegeeinrichtung verlegt werden müssen und ihr gewohntes häusliches Umfeld verlieren.
Schon zu Beginn einer Beatmung muss daher das Ziel sein, die Patientin oder den Patienten auf die Entwöhnung von der Beatmung vorzubereiten und auch Hochrisikopatienten von der Beatmung zu befreien. Mit der Studie PRiVENT optimieren wir Versorgungsprozesse, um genau dies zu erreichen.
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