Mai 7, 2021

Welchen Einfluss hat die COVID-19-Pandemie auf die Beatmungssituation?

Wie für zahllose Therapeut:innen, Pfleger:innen und Ärzt:innen beginnt auch für den auf der Intensivstation der Thoraxklinik Heidelberg tätigen Atmungstherapeuten Benjamin Neetz die Pandemie im März 2020 vor allem mit der Ungewissheit, wie die Patient:innen am besten behandelt werden müssen und der Sorge, sich selbst zu infizieren. Die Atmungstherapeutin Gabriele Iberl arbeitet auf der Weaning-Station. Sie sieht die Patient:innen erst, wenn die Akutphase der Erkrankung bereits hinter ihnen liegt. Ihr Behandlungsschwerpunkt sind die Patient:innen, die nur schwer von der Beatmung entwöhnt werden können. In einer Sonderfolge unseres Podcasts sprechen Gabriele Iberl und Benjamin Neetz über ihre Erfahrungen mit beatmeten COVID-19-Patient:innen.

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Wie alles mit der ersten Corona-Welle begann

Als die ersten Patient:innen im März 2020 kamen, wussten Benjamin Neetz und seine Kollegen nicht, ob die Schutzmaßnahmen reichen. „Bekannt war nur, dass das Virus extrem ansteckend ist“, erinnert er sich in unserer Podcast-Folge. Die ersten Behandlungsempfehlungen erreichten ihn über soziale Medien und persönliche Kanäle. Dann kamen erste Veröffentlichungen zum Thema COVID-19 inkl. Behandlungsempfehlungen. Zum Teil widersprachen sie den gewohnten Therapieabläufen. Nach dem Empfinden von Herrn Neetz sorgten sie dadurch für zusätzliche Verunsicherung. Noch heute, über ein Jahr später kommen wöchentlich unzählige neue Veröffentlichungen hinzu. Immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben, ist in diesem Zusammenhang eine Herausforderung. 

Bis Mitte April 2020 waren die Stationen der Thoraxklinik Heidelberg, auf denen COVID-Patient:innen behandelt wurden, vollständig isoliert. Alle anderen Patient:innen mussten auf andere Stationen verlegt werden. Neben der Versorgung der Erkrankten, musste die Klinik und vor allem das Personal dadurch auch immense logistische Herausforderungen meistern.

Schon allein die Länge der Beatmung macht Corona zur Belastungsprobe 

In unserer Podcast-Folge schildert Herr Neetz, um wie viel länger die Beatmung bei COVID-Patient:innen liegt: Führt eine Influenza dazu, dass eine Beatmung nötig wird, müssen die Patient:innen meist für etwa 4-6 Tage beatmet werden. Betrachtet man das akute Atemnotsyndrom des Erwachsenen (ARDS) allgemein, dann liegt die Beatmungszeit weltweit im Mittel bei 8 Tagen. Bei COVID-Patient:innen ist häufig eine längere Beatmung nötig – nach Erfahrung von Herrn Neetz sind es anderthalb bis drei Wochen. „Wenn es ganz gut läuft“, ergänzt er. Denn manche Patient:innen rutschen in den verlängerten Weaning-Prozess und werden dann auf die Weaning-Station überwiesen, auf der Frau Iberl arbeitet.

Die Dauer der Beatmung führt bei vielen COVID-19-Patient:innen zu Problemen. Je länger ein Mensch beatmet werden muss, umso mehr Komplikationen können hinzukommen: zusätzliche Infektionen, Muskelschwäche und auch Verwirrtheitszustände, das sogenannte Delir. Viele COVID-Patient:innen entwickeln schwere Delir-Verläufe. Frau Iberl kommen sie schwerer vor als bei anderen beatmungspflichtigen Erkrankungen. Das beste Mittel gegen diese Verwirrtheitszustände ist der Kontakt zu Angehörigen. Aber die dürfen bei den aktuellen Corona-Sicherheitsmaßnahmen nur in absoluten Ausnahmesituationen in die Krankenhäuser. Auch das „Zurückholen“ der Patient:innen aus dem Delir muss daher in erster Linie das Krankenhauspersonal leisten. Besonders schlimm war dies für die Patient:innen aus Frankreich, die in der ersten Welle in Heidelberg behandelt wurden – dort fehlten nicht nur die vertrauten Stimmen und Gesichter der Angehörigen, sondern es kam zusätzlich noch die Sprachbarriere hinzu. 

Die Podcast-Folge mit dem Seitenblick auf die Corona-Pandemie

Es gibt noch weitere spannende Aspekte, die Frau Iberl und Herr Neetz aus ihrem Alltag in der Corona-Pandemie schildern. Zum Beispiel, wie sie mit dem sehr hohen Atemantrieb umgehen, den sie bei COVID-19-Patient:innen beobachten, und der sowohl bei der Beatmung als auch beim Weaning eine besondere Herausforderung darstellt. 

Zwischen persönlich betroffen und professionell distanziert berichten die beiden, wie sie mit den Besonderheiten von COVID-19 und der enormen Arbeitsbelastung umgehen. Sie sprechen von den richtigen Momenten für das Weaning und wie leicht man sie verpassen kann, weil die theoretisch entwöhnbaren Patient:innen stabil sind, die Aufmerksamkeit aber zwingend den Erkrankten gewidmet wird, die noch um ihr Leben kämpfen.

Die ganze Podcast-Folge steht Ihnen kostenlos auf allen gängigen Plattformen zur Verfügung. Die Links zu Spotify und Youtube finden Sie bei den Social-Icons auf dieser Seite.

Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Informationsmaterial?

In unserem Downloadbereich können Sie sich gerne die Flyer für Patienten oder Fachkreise herunterladen. Auf der Startseite finden Sie darüber hinaus ein Erklärvideo, das PRiVENT kurz und knapp erklärt. Mehr Informationen zum Projekt PRiVENT und rund um die Themen Beatmung und Beatmungsentwöhnung finden Sie auch in unserem Blog und im PRiVENT-Podcast.

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