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Juli 1, 2022

Wie motiviert man sich zu Atemübungen?

Ob akute oder chronische Lungenerkrankungen: Der Weg zu leichterem Atmen ist oft lang und beschwerlich und endet häufig nicht – wie jedes andere Training auch. Atemübungen „wirken“ nur, wenn man sie regelmäßig durchführt. Täglich. Oft sogar am besten mehrmals täglich. Und der Erfolg stellt sich nicht sofort ein. Im Gegenteil – manchmal ist man nach den Atemübungen so ausgepowert, dass man sich nicht besser, sondern erst einmal schlechter fühlt. Also: Wie motiviert man sich zu Atemübungen?

Atmen ist Leben und Energie – Warum es trotzdem so schwer ist, motiviert zu bleiben

Einschränkungen der Atmung führen nicht einfach nur zu ein bisschen Kurzatmigkeit. Jede einzelne Zelle im Körper benötigt Sauerstoff. Ohne ihn kann die Zelle nicht arbeiten und geht mit ihren Aktivitäten auf Sparflamme, oder gleich ganz zugrunde. Werden Organe und Muskeln nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, führt dies daher dazu, dass der Mensch sich schlapp fühlt. Jede Bewegung gleicht der eines Bergsteigers auf dem Mount Everest, dem der geringe Sauerstoffgehalt der Höhenluft jeden Schritt zur Kraftanstrengung werden lässt. Patient:innen mit Lungenerkrankungen haben nicht nur mit Kurzatmigkeit und Atemnot zu kämpfen, der Sauerstoffmangel im Körper führt zu Mattigkeit bis hin zur völligen Entkräftung. Ein gesunder Mensch kann dies nur nachfühlen, wenn er bis zur Erschöpfung gerannt ist und mit schmerzender Lunge und schmerzenden Muskeln um Atem ringt. Und doch gibt es noch einen Unterschied zu Menschen mit eingeschränkter Lungenfunktion – denn als Gesunder weiß man, dass die Atemnot in wenigen Minuten nachlässt.

Menschen mit einer chronischen Lungenerkrankung können darauf nicht bauen. Sie können ihre Lungenfunktion zwar langfristig durch Atemübungen und mehr Bewegung verbessern, müssen sich dafür jedoch jeden Tag neu motivieren. Und auch Patient:innen, die nach einer akuten Erkrankung nur vorübergehend an starken Einschränkungen des Atemsystems leiden, kämpfen oft mit ihrer Motivation. Sie wurden durch eine Erkrankung oder einen Unfall überrascht und sind von jetzt auf gleich nur noch bedingt leistungsfähig. Dieser Schock muss erst einmal überwunden werden – die Situation anzunehmen kostet Zeit und Kraft. Erst dann kann ein Training der Atemmuskulatur ernsthaft begonnen werden.

Der lange Atem zu mehr Atem – Was ist Motivation?

Der erste Schritt aus der Ohnmacht besteht häufig darin, zu erkennen, dass man selbst in der Lage ist, die eigene Situation wirklich zu verändern. Ja, es kostet Zeit und ja, es kostet Kraft, aber jeder noch so kleine Schritt führt näher ans Ziel. Alles, was man braucht, ist ein langer Atem – im wahrsten Sinne.

Und dies bezieht sich bei Patient:innen mit Lungenerkrankungen nicht nur auf das regelmäßige Training der Atemmuskulatur. Es geht um Selbstmanagement und Eigenverantwortung. Darum, alle Medikamente pünktlich und in der richtigen Dosierung einzunehmen, Therapiemaßnahmen durchzuführen, auch wenn sich der Nutzen nicht unmittelbar erschließt.

Wie aber motiviert man sich oder andere zu den anstrengenden kleinen Schritten?

Es gibt die intrinsische, die innere Motivation, die aus der Tätigkeit heraus entsteht. Es sind die Dinge, die uns Spaß machen. Dies dürfte jedoch für die meisten als Motivation für Atemübungen ausfallen. Es gibt jedoch auch die extrinsische Motivation, die durch äußere Faktoren entsteht: Eine „Belohnung“ oder ein Ziel, das man erreichen möchte. Bei extrinsischen Motivationsfaktoren ist es daher immens wichtig, sich die Ziele immer wieder vor Augen zu führen. Die Gründe, aus denen man den inneren Schweinehund immer wieder aus dem Sessel schubst. Geraten Ziele und Gründe aus dem Blick, verliert sich auch die Motivation.

Gründe, die zur Atemtherapie motivieren können

Natürlich gibt es sehr individuelle Gründe, mit denen man sich motivieren kann. Wieder selbst mit dem Hund rausgehen können, ohne Hustenanfall durch einen Theaterbesuch kommen, einen Ausflug mit den Enkeln machen können. Fünf Gründe, die wohl für alle Patient:innen mit Lungenerkrankungen gelten, sind:

  • Belastbarer sein.
  • Wieder mehr am Leben teilhaben können.
  • Weniger auf Medikamente angewiesen sein. Damit sinken nicht nur Nebenwirkungen, sondern auch die (gefühlte) Abhängigkeit.
  • Das Fortschreiten der Erkrankung zumindest verlangsamen.
  • Komplikationen vermeiden.

Neben den eigenen Zielen spielt das soziale Umfeld eine enorme Rolle. Sich selbst zu motivieren fällt leichter, wenn man Menschen um sich hat, die sich kümmern, einen unterstützen und signalisieren, dass man ihnen wichtig ist. Dann macht man die Übungen nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen, die einen lieben – um weiterhin an ihrem Leben teilhaben zu können.

Wie behält man sein Ziel im Blick und bleibt motiviert?

Es gibt verschiedene Methoden, sich seine Ziele immer wieder vor Augen zu führen und sich selbst anzuspornen. Viele Menschen kleben sich Zettel mit ihren Zielen an exponierte Stellen in der Wohnung. Zum Beispiel auf den Badezimmerspiegel. Der Nachteil dieser Zettel: Man gewöhnt sich an sie. Irgendwann nimmt man sie kaum noch wahr. Für viele ist daher das Zettelglas besser geeignet:

Nehmen Sie sich die Zeit und schreiben Sie alle großen und auch die kleinen Gründe auf, aus denen Sie wieder eine bessere Atmung haben möchten. Stichworte oder kleine Skizzen reichen. Falten Sie die Zettel und legen Sie alle in ein leeres Marmeladenglas. Wann immer Ihnen die Motivation fehlt, ziehen Sie einen Zettel und lesen sich durch, warum Sie ihre Atemübung machen sollten.

Eine weitere Hilfestellung können Apps und digitale Helfer bieten. Doch das ist ein eigenes Thema, das wir uns in einem unserer nächsten Blog-Beiträge genauer ansehen wollen.

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